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Studie - Dressurreiten

Aktualisiert: 13. Okt.

In der aktuellen Studie „Hyperflexing the horse’s neck: a systematic review and meta-analysis“ wurde sich mit der kontroversen Trainingsmethode der Hyperflexion beschäftigt, auch bekannt als „Rollkur“.


Diese Praxis, bei der das Pferd den Kopf stark nach unten und hinten beugt, sodass die Nasenlinie hinter der Senkrechten liegt, hat in den letzten Jahren zunehmend in der Kritik gestanden. Durch eine umfassende Metaanalyse wurde nun versucht, die Auswirkungen dieser Haltung auf das Wohlbefinden und die Leistung der Pferde zu beleuchten.


❔Eine Metaanalyse ist ein statistisches Verfahren, um die Ergebnisse verschiedener Studien, welche dieselbe Fragestellung in einem wissenschaftlichen Forschungsgebiet verfolgen, quantitativ zusammenzufassen und zu bewerten.


👉🏻Für die Studie wurde eine gründliche Literaturecherche in renommierten Datenbanken wie PubMed und ScienceDirect durchgeführt. Bis Mai 2023 wurden insgesamt 58 veröffentlichte Studien ausgewählt, die verschiedene Forschungsansätze zu Hyperflexion betrachteten.


Das Ziel war es, einen Konsens über die Auswirkungen der hyperflexiblen Kopf-Hals-Haltung auf das Wohlbefinden (z.B. Stressverhalten, physiologische Parameter) und die Leistungsfähigkeit (Leistungsnoten, Kinematik, Muskel-Skelett-Funktion) der Pferde zu erzielen.


📊Die Ergebnisse der Analyse sind eindeutig: Eine überwältigende Mehrheit von 75 % der Studien äußerte Bedenken hinsichtlich des Wohlbefindens von Pferden, die in hyperflexibler Haltung trainiert werden. Zu den typischen Stressanzeichen gehörten vermehrtes Konfliktverhalten wie Schwanzschlagen, auffällige Kopfbewegungen und eine erhöhte Zügeltspannung. Physiologisch zeigte sich der Stress durch erhöhte Cortisolwerte und eine gesteigerte Herzfrequenz. Die Einschränkung des Sichtfeldes, die durch die extreme Kopfhaltung verursacht wird, kann zudem das natürliche Verhalten der Pferde beeinträchtigen und zu psychologischem Stress führen.


Bezüglich der Leistungsfähigkeit blieben die Ergebnisse uneinheitlich. Etwa 1/4 der Studien berichtete von Vorteilen, während ein weiteres 1/4 negative Effekte feststellte.


Die Mehrheit fand jedoch keinen signifikanten Einfluss auf die Leistung.


Es wurde festgestellt, dass Hyperflexion den Atemwegdurchmesser einschränkt und die Bewegungsfreiheit des Rückens vermindert, was die Gesamtbewegungsqualität beeinträchtigen kann.


👉🏻Die abschließenden Ergebnisse der Meta-Analyse zeigen, dass die negativen Auswirkungen der Hyperflexion auf das Wohlbefinden der Pferde das potenzielle Leistungssteigerungspotenzial überwiegen. Diese Praxis sollte daher nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit und des Wohlbefindens der Pferde in Wettkampfsituationen kritisch betrachtet werden. Es wird empfohlen, die Richtlinien im Reitsport anzupassen und sowohl Reitern als auch


Richtern ein besseres Verständnis für die Auswirkungen dieser Trainingsmethode zu vermitteln.


🚨 Parameter, wie das Niveau von Reiter und Pferd, die Vorerfahrung und Ausbildungsstand des Pferdes, die Dauer und die Methode zum Erreichen der hyperflexiblen Haltung hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Schlussfolgerungen bezüglich des Wohlbefindens🚨


👉🏻 5 Studien untersuchten zudem die Auswirkung der Kopf-Hals-Position auf die Bewertungen im Wettkampfreiten und mit einer Ausnahme bewerteten diese Studien auch das Verhalten der Pferde. Der Grad der Kopfbeugung in jüngerer Zeit mit den Bewertungen von Elite-Dressurpferden korrelierte, sodass Reiter, die ihre Pferde mehr hinter der Senkrechten ritten, höhere Noten erhielten. Das Verhalten des Mauls und des Schweifs hatte keinen Einfluss auf die Bewertungen der Richter.


Im Bericht von 2006 des FEI-Veterinär- und Dressurausschusses mit dem Titel „The use of over bending in FEI competitions" kamen die Autoren zu dem Schluss, dass Hyperflexion selbst bei professionellem Handling auf höchstem Niveau im Pferd Unbehagen hervorrufen und somit ein Tierschutzproblem darstellen kann. Die Meta-Studie bestätigt dies. Es lieferten KEINE der Studien schlüssige Beweise für einen Vorteil des Trainings hinter der Senkrechten.

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