Rosse & Zyklus
- Pferklaert

- 5. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Okt.
Hast du dich schon einmal gefragt, warum Stuten überhaupt rossig werden? Warum haben sie im Gegensatz zu Frauen keine Menstruation? Und warum tritt die Rosse nicht das ganze Jahr über auf? 🤔
Ich möchte dir darauf heute ein paar Antworten geben. Wenn dich das Thema interessiert, höre gerne in die neue Podcastfolge 🎙️ „016 Rosse|Wissensbissen“ auf Spotify rein.
💡 Was ist die Rosse? Die Rosse ist die Phase im Zyklus der Stute, in der sie paarungsbereit ist. Sie tritt vor allem zwischen April-Oktober auf und wird durch die zunehmende Tageslichtlänge gesteuert.
Der natürliche Zyklus wird hormonell gesteuert und ist mit körperlichen Erscheinungen sowie Änderungen des Verhaltens verbunden.
Typische Anzeichen für die Rosse:
✔️ Anheben/Beiseitelegen des Schweifs
✔️ Häufiges Absetzen kleiner Mengen von mit Schleim vermischtem Harn (Pheromone werden freigesetzt)
✔️ Sichtbarwerden der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane durch Kontraktion der Klitmuskulatur
✔️ In gemischten Gruppen können rossige Stuten Wallache bedrängen
✔️ Anhänglichkeit oder Reizbarkeit
✔️ Veränderungen in der Rittigkeit, klemmiges Laufen
✔️ Veränderung im Fressverhalten
✔️ Leistungsbereitschaft kann schwanken, mit verminderter Konzentration und Motivation
👉🏻Also ein bisschen so, wie bei uns Menschen!
🔍Stuten sind saisonal polyöstrisch, was bedeutet, dass sie mehrere Zyklen während der Hauptmonate durchlaufen, gefolgt von einer „Winterruhe“. Die zyklische Aktivität der Eierstöcke hängt von der Tageslichtlänge ab. Im Durchschnitt dauert der Fruchtbarkeitszyklus der Stute etwa 21-22 Tage und gliedert sich in zwei Hauptphasen: den Östrus und den Diöstrus.
👉🏻Östrus (Hauptrosse): Diese Phase dauert ungefähr 5-7 Tage (kann zwischen 2-12 Tagen schwanken) und ist die für uns sichtbare Phase der Paarungsbereitschaft. Währenddessen reifen in den Eierstockfollikeln Eizellen heran. Das Gewebe der Eibläschen bildet das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, das die äußeren Rossesymptome ausprägt und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut fördert.
👉🏻Ovulation (Eisprung): Dieser findet meist am vorletzten oder letzten Tag der Hauptrosse statt, also im letzten Drittel der Rosse. Der Anstieg des luteinisierenden Hormons führt schließlich zur Ovulation. Nur während des Östrus ist die Stute empfängnis- und paarungsbereit.
👉🏻Diöstrus (Zwischenrosse): Diese Phase dauert ungefähr 14 Tage. Nach dem Eisprung entsteht aus umgebildeten Follikelzellen der Gelbkörper, der das Gelbkörperhormon Progesteron produziert. Progesteron unterdrückt die weitere Reifung von Eizellen sowie den Eisprung und bereitet stattdessen die Gebärmutterschleimhaut für die Aufnahme eines Embryos vor. Wird das Ei nicht befruchtet, bildet der Uterus etwa 14 Tage nach dem Eisprung das Hormon Prostaglandin, das den Gelbkörper auflöst (Luteolyse).
🔍Warum haben Stuten keine Periode wie Frauen?
Bei Frauen ist der Zyklus ganzjährig aktiv und dauert im Durchschnitt 28 Tage (mit Schwankungen zwischen 23 und 35 Tagen).
Der Unterschied hat evolutionäre Gründe:
👉🏻 Da Frauen meist nur ein Kind zur Welt bringen, erhöht eine ständige Fortpflanzungsbereitschaft die Chance auf Nachwuchs.
👉🏻 Pferde hingegen haben eine andere Strategie: Sie bekommen in der Regel ein Fohlen pro Jahr, und das zu einer Jahreszeit, in der das Fohlen optimale Überlebenschancen hat – daher ist die Fruchtbarkeit auf die warmen Monate begrenzt.
🚫 Die Stute hat keine Periode, weil ihre Gebärmutterschleimhaut keinen Zyklus hat!
Während sich bei Frauen die Gebärmutterschleimhaut für eine mögliche Schwangerschaft aufbaut und dann abgestoßen wird, falls keine Befruchtung stattfindet (Menstruation), geschieht dies bei Stuten anders: Die Schleimhaut wird nur dann aufgebaut, wenn tatsächlich eine Befruchtung erfolgt.
⚠️Kein Eisprung = keine Gebärmutterschleimhaut = keine Menstruation
⚠️Die Dauer der Rosse kann variieren. Eine verlängerte Rosse (Langrosse) über 10 Tage hinaus kann auf eine Persistenz der Follikel hindeuten.
👉🏻Manche Stuten zeigen deutliche Rosseanzeichen, obwohl kein Eisprung stattfindet.
👉🏻Vor allem Sportstuten zeigen oft keine Rossesymptome, was mit einem ausbleibenden Eisprung zusammenhängen kann.
👉🏻Eine Dauerrosse kann auf Eierstocktumore oder Zysten hindeuten.
👉🏻Auch ein gestörter Stoffwechsel kann mit extremem Rosseverhalten in Verbindung stehen.
Ein Rossekalender hilft dir, den Zyklus deiner Stute zu dokumentieren und Muster zu erkennen. So kannst du besser verstehen, wann sie rossig wird, ob sie Schmerzen hat oder ob hormonelle Unterstützung nötig sein könnte.
📖 Worauf solltest du achten?
🖊 Beginn der Rosse: Notiere das genaue Datum, an dem du die ersten Anzeichen bemerkst.
🖊 Dauer der Rosse: Halte fest, wie viele Tage sie anhält.
🖊 Symptome & Intensität: Dokumentiere körperliche und Verhaltenssymptome und bewerte ihre Stärke (leicht, mittel, stark).
🖊 Besondere Vorkommnisse: Notiere ungewöhnliches Verhalten, gesundheitliche Probleme oder andere Auffälligkeiten.
👉🏻So einen Rossekalender findest du auch ab sofort kostenlos bei mir auf der Internetseite.
Zur Unterstützung deines Pferdes in der Rosse:
💉Hormonelle Unterstützung: In bestimmten Fällen kann die Rosse hormonell beeinflusst oder unterdrückt werden, z. B. durch Medikamente. Auch mechanische Methoden wie das Einsetzen einer Kunststoff- oder Glasmurmel in die Gebärmutter werden angewendet. Das hormonelle Management sollte immer in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen und birgt auch Risiken.
🌿 Natürliche Alternativen:
✔️ Mönchspfeffer oder Maca – wirken wie ein Anaphrodisiakum und helfen manchen Stuten. Stammen aus der Humanmedizin und sollen die Rosse mildern.
✔️ Akupressur & Massagen – Können helfen, hormonelle Dysbalancen auszugleichen und Verspannungen zu lösen.
✔️ Haltungscheck – Stress kann die Rosse und das Verhalten verändern.
✔️ Fütterung anpassen – Eine kritische Überprüfung der Futterration kann helfen.
✔️ Homöopathische Mittel – Können unterstützen, sollten aber immer mit einem Tierarzt oder Therapeuten abgestimmt werden.
💬 Trackst du den Zyklus deiner Stute und wie? Schreib es in die Kommentare! ⬇️
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