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Leinsamen

Aktualisiert: 9. Okt.

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Heute beschäftigen wir uns mal mit den berühmten Leinsamen in der Pferdefütterung.


🔍Dazu schauen wir uns erstmal an, was in Leinsamen eigentlich so drin ist: Leinsamen bestehen aus Schleimstoffen, Ölen (ungesättigte Fettsäuren (Omega 3 Fettsäuren), wie Linolsäure und Alpha-Linolsäure), 20-25% Rohprotein (Aminosäuren, wie Lysin, Threonin und Tryptophan), 3-5% aus Mineralstoffen und Vitaminen (wie Vitamin E, Nicotin-, Fol- und Pantothensäure, Kalzium, Magnesium, Selen und Eisen) und 10-25% aus Kohlenhydraten (Polysacchariden die stark schleimbildend sind).


💧Und Leinsamen enthalten cyanogene Glykoside, das ist die Vorstufe von Blausäure, die im Verdauungstrakt in Blausäure umgewandelt wird. Daher ist der reelle Gehalt an Blausäure immer nur geschätzt auf Basis dessen, was im Körper umgewandelt an Blausäure entspricht. Werden die Leinsamen gut gekaut, kann der Gehalt an entstehender Blausäure größer sein, als wenn sie eher geschlungen werden. Geschrotete Leinsamen bieten eine höhere Bioverfügbarkeit der Glykoside als ganze Leinsamen. Man kann also nie genau sagen, was nachher im Pferd an Blausäure ankommt. Dazu kommt, dass Pferde Blausäure durchaus entgiften können. In der Biotransformation der Leber wird sie zu Rhodanid umgewandelt und harnpflichtig über die Nieren ausgeschieden. Das bedeutet aber auch, dass ein Pferd mit einem gestörten Entgiftungsstoffwechsel wahrscheinlich eine deutlich geringere Toleranz gegenüber Blausäure hat als ein gesundes Pferd.


Bei der Blausäure werden schon 4 mg pro Kilogramm Pferd als tödlich beschrieben, also bei einem 500-kg-Pferd etwa 200 mg Blausäure. Bereits ab 0,4 mg Blausäure pro kg Körpergewicht wurden Vergiftungssymptome festgestellt, also bei unserem Beispielpferd 20 mg. Damit ein Pferd in den toxischen Bereich kommt, müsste es über 1 kg Leinsamen fressen, was außer bei einem Einbruch in die Futterkammer selten vorkommt.


Daneben muss man noch darauf hinweisen, dass es mittlerweile unzählige Sorten gibt, in denen der Gehalt an Blausäure auch deutlich unterschiedlich ist. Im Futtermittelbereich gibt es außerdem keine Höchstgrenze für Blausäure.


Es ist auch nicht pauschal so, dass goldene Leinsamen weniger Blausäure verursachen als braune. Auch da gibt es deutliche Schwankungen.


Bis heute ist übrigens noch gar nicht geklärt, ob die cyanogenen Glykoside im Pferdekörper überhaupt zur Blausäure umgewandelt werden. Es wird diskutiert, dass der saure pH-Wert im Magen des Pferdes bereits das Enzym zerstört, das für die Spaltung zur Blausäure notwendig wäre.


Wie sollte man Leinsamen, jetzt, wo wir festgestellt haben, dass eine Vergiftung sehr unwahrscheinlich ist, füttern? Es gibt drei Möglichkeiten in der Fütterung.


🔥Zum einen aufgekocht, zum Beispiel als Bestandteil von Mash oder nur der Schleim als Leinsamengel. Bei gekochten Leinsamen verflüchtigen sich bereits bei 25 Grad die cyanogenen Glykoside. Erhitzt man die Leinsamen also kurz oder übergießt sie mit heißem Wasser, so wird das Risiko einer Vergiftung damit gebannt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Polysaccharide in der Schale so bereits Wasser aufnehmen und den so förderlichen Leinsamenschleim bilden. Die Samen quellen auf und entfalten so ihre Schutzwirkung im Magen. Der Schleim legt sich beruhigend auf gereizte Magenschleimhäute oder Magengeschwüre und kann so einen wirkungsvollen Schutz vor der Magensäure bilden. Umgedreht wissen wir aber, dass Aminosäuren nicht besonders hitzestabil sind. Während diese Art der Zubereitung also gut für den Magen und am ungefährlichsten in Sachen Blausäure ist, kann der Gehalt an verfügbaren Aminosäuren sinken.

🥣Zum anderen trocken, egal ob ganz, geschrotet oder gemahlen. Trockene Leinsamen können Pferde ausreichend kauen. Ganze Leinsamen sind deutlich länger haltbar als geschrotete oder gemahlene Leinsaat, da durch das Aufbrechen die Fettsäuren freigesetzt werden und dadurch schneller ranzig werden. Die magenschützenden Eigenschaften der Leinsamen sind in diesem Zustand nicht so effektiv wie bereits aufgequollen. Leinsamen nehmen eine sehr große Menge Wasser auf. Natürlich enthält auch der Speichel des Pferdes Wasser, sodass bereits beim Zerkauen der Quellprozess beginnt. Bei Menschen empfiehlt man direkt nach der Einnahme von Leinsamen Wasser zu trinken. Das kann man bei Pferden oft nicht so optimal steuern.


Dazu kommt, dass der Magen des Pferdes verhältnismäßig klein ist und der Nahrungsbrei an dieser Stelle eher noch sehr konzentriert und nicht sehr wässrig ist. Das heißt, die Leinsamen quellen natürlich auch und bilden Schleim, aber nicht so viel, wie wenn sie vor der Fütterung mit Wasser aufgegossen werden. In Sachen Blausäure haben wir hier das größte Risiko. Gleichzeitig gelangen damit aber auch alle oben aufgeführten Inhaltsstoffe ins Pferd. Amino- und Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe und Lecithin werden nicht durch Hitze strapaziert. Um bei der Blausäure hier auf der sicheren Seite zu sein, solltet ihr auf die Herstellerangaben setzen. Denn ein Futtermittelhersteller haftet für seine Produkte und sollte daher seine Dosierung an einem im Idealfall analysierten Gehalt an Cyanogen-Glykoside anpassen.


⚠️ Bei der Fütterung von Leinsamen in Kombination mit Medikamenten ist Vorsicht geboten, denn es kann die Wirkung hemmen. So sollte z.B. Sucraflat oder Omeprazol nicht mit Leinsamen(gel) gefüttert werden. Auch Schmerzmittel oder andere Medikamente sollten mit einem Abstand von idealerweise 3 h zu Leinsamen verfüttert werden.


Und wie viele Leinsamen solltest du deinem Pferd füttern?

Gekochte Leinsamen: 20-30 Gramm (vor dem Kochen) pro 100 kg Körpergewicht reichen meist aus und können auf maximal 50 Gramm pro 100 kg Körpergewicht gesteigert werden. Im Idealfall auf 2 Mahlzeiten am Tag verteilen. Bei akuten Magenproblemen auch 3-4 Mahlzeiten

Trocken (Ganz oder geschrotet): 20-30 Gramm pro 100 kg, maximal 50 Gramm pro 100 kg Körpergewicht


Jetzt interessiert mich natürlich deine Meinung: Fütterst du deinem Pferd Leinsamen? Lass es mich wissen – ich bin gespannt auf deinen Kommentar! 💬

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