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Futtermitteldeklaration - Kritik

Aktualisiert: 9. Okt.

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Ich möchte gerne auf eine erhebliche Lücke im Gesetz hinweisen, die verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich intensiv mit dem Thema Fütterung auseinanderzusetzen.


Es geht um die zulässigen Höchstmengen verschiedener ernährungsphysiologischer Zusatzstoffe in Futtermitteln – ein gutes Beispiel hierfür ist Zink.


Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) darf eine Höchstmenge von 120 mg/kg Zink in Alleinfuttermitteln nicht überschritten werden. Da es jedoch beim Pferd keine Alleinfuttermittel gibt, greift hier die Verordnung (EG) Nr. 767/2009 des Europäischen Parlaments. Diese besagt in Artikel 8, Absatz 1, dass „Einzelfuttermittel und Ergänzungsfuttermittel nicht mehr als das Einhundertfache des entsprechenden festgelegten Höchstgehalts an Futtermittelzusatzstoffen in Alleinfuttermitteln“ enthalten dürfen. Das bedeutet, dass die 120 mg/kg in Alleinfuttermitteln, sondern Einzel- und Ergänzungsfuttermittel bis zu 12.000 mg/kg Zink enthalten dürfen. Wenn ein Futtermittel zudem als „Diätfuttermittel“ deklariert ist, darf diese Höchstmenge überschritten werden, solange die Gesamtration des Pferdes (also alle Futter, Heu und Gras zusammen) die 120 mg/kg nicht überschreitet, und hier gibt es ein ganz großes Problem.


Beispiel für ein Zinkpräparat, das als Diätfuttermittel gekennzeichnet ist und die zulässige Höchstmenge überschreiten darf, solange das Pferd in der Gesamtration nicht mehr als 120 mg Zink pro kg Futter erhält. Der Hersteller empfiehlt eine tägliche Menge von 10-30 g dieses Futters, wobei 30 g 900 mg Zink enthalten.


Wenn wir annehmen, dass das Pferd zusätzlich 6 kg Heu fressen würde, das etwa 125 mg Zink enthält (Durchschnittswert aus LUFA-Analyse 2023), würde die tägliche Zinkaufnahme des Pferdes bei rund 1025 mg liegen (900 mg aus dem Zinkpräparat + 125 mg aus dem Heu). Das entspricht 162,6 mg Zink pro kg Futter, was laut Gesetz über die zulässige Zinkpräparatsdosis für Pferde auch bis zu 60 g Höchstmenge liegt. Dieses Problem besteht auch bei einer Heumenge von bis zu 9 kg pro Tag. Jetzt müssen wir dazu noch beachten, dass die meisten ihrem Pferd nicht nur Zink und Heu füttern, sondern auch noch ein Mineralfutter mit Zink, womit der Wert erneut höher steigt. Laut Fütterungshinweis auf der Verpackung des Zinkpräparats dürften auch bis zu 60 g das Futtermittel erst ab einer Heumenge von etwa 18 kg erlaubt ist und da kein Mineralfutter, Gras oder Sonstiges mit einberechnet ist am Tag verfüttert werden. Das bedeutet, das Futtermittel wäre erst ab einer Heumenge von etwa 18kg erlaubt und da ist kein Mineralfutter, Gras oder sonstiges mit einberechnet. Und sind wir mal ehrlich, welches Pferd frisst schon 18 kg Heu am Tag und einige Pferdebesitzer, die von ihrem Tierarzt hören, ihr Pferd habe einen Zinkmangel, würden auch 60 g Futter geben, ohne weiter darüber nachzudenken, oder?


Die Gesamtration ist also dem Besitzer überlassen und er entscheidet durch seine Ration sozusagen, ob das Futtermittel so erlaubt wäre oder nicht. Ich sehe darin ein ganz großes Problem, denn wer hat wirklich mal die Ration seines Pferdes nachgerechnet?


Das Problem oder die Lücke im Gesetz ist, dass es keine Vorgaben für die Gesamtration gibt. Das heißt, die Hersteller können sich ihre Ration frei zusammenstellen, um ihr Futtermittel zu rechtfertigen. Dabei besteht ein großes Risiko für Pferdebesitzer, die Inhaltsstoffe zu überdosieren.


Ich habe diesbezüglich auch mit Mitarbeitern vom BMEL und der Futtermittelbehörde meines Bundeslandes gesprochen und die Aussage war: Es gebe da schon Richtlinien, also der Hersteller kann jetzt nicht beliebig viel in ein Futtermittel packen, es muss in der Gesamtration eben immer noch passen. Als ich dann nachkackte, ob festgeschrieben ist, wie so eine Ration aussieht und ob der Hersteller diese Ration frei auswählen könne, wurde dies bejaht: “Das müsse der Besitzer selber durch eine Rationsberechnung ausrechnen und dann eben entsprechend füttern.


Zusammengefasst: Jeder Pferdebesitzer sollte seine Fütterung genau überprüfen und berechnen, um sicherzustellen, dass keine Überdosierung auftritt. Es ist entscheidend, sich der Risiken bewusst zu sein und gegebenenfalls fachliche Beratung einzuholen, um die Gesundheit der Pferde nicht zu gefährden.


Jetzt interessiert mich natürlich deine Meinung: Wie siehst du das? Rechnest du vor der Gabe eines neuen Futtermittels die Ration aus, um eine Überdosis zu vermeiden? Lass es mich wissen – ich bin gespannt auf deinen Kommentar! 💬

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