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Was bedeutet "pro Pferd" für mich?

Aktualisiert: 13. Okt.

Was bedeutet es, pro Pferd zu sein?


Für mich ist es kein Titel. Kein Gütesiegel, das ich mir anheften kann. Kein „Ich mach das richtig“ und schon gar kein „Ich weiß alles besser“.


Pro Pferd sein ist eine Entscheidung. Und ein täglicher Kraftakt.


Es beginnt mit einer unbequemen Frage: Bin ich bereit, mich wirklich selbst zu hinterfragen? Nicht das Pferd verantwortlich zu machen, wenn etwas nicht funktioniert – sondern mich. Mein Tun. Mein Wissen. Mein Timing. Mein Ego. Es bedeutet mich zu fragen: Was braucht mein Pferd gerade wirklich? Und was davon bin ich bereit zu sehen und zu geben?


„Pro Pferd heißt für mich auf jeden Fall die Ideen und Meinung des Pferdes berücksichtigen. Vorteil: Fürs Pferd ein Leben, in dem es ernst genommen wird, seine Grenzen klar kommunizieren kann und mitentscheiden kann, was wir machen. Für mich als Mensch eine sehr intensive Beziehung, Sicherheit da er nie Laut werden muss (zB treten, steigen, losreißen), sondern sehr fein und leise kommuniziert“ (Zitat aus der Community – danke für eure Gedanken!)


Ich habe gelernt, dass Trainingspläne, Checklisten und Ziele stecken im Stall oft wertlos sind. Dass es Tage gibt, an denen Reiten oder Bodenarbeit einfach keine Option ist - nicht, weil ich keine Lust habe, sondern weil das Pferd nicht bereit ist. Nicht gesund. Nicht tragfähig. Nicht in Balance. Und ich? Ich übe mich darin, loszulassen. Den Trainingsplan. Das Ziel. Die Vorstellung, wie es „sein sollte“.


Und manchmal, ganz ehrlich, tut das weh.


„Ich dachte früher, pro Pferd heißt: Es dem Pferd immer recht machen. Heute weiß ich: Es heißt, zuzuhören, auch wenn die Antwort unbequem ist“ (Zitat aus der Community)


Ich merke, wie viel Arbeit das ist – nicht am Pferd, sondern an mir selbst. Ich habe gelernt, dass ich abends keine Konzentration mehr habe. Dass mein Pferd es nicht verdient, dass ich halb bei der Sache bin. Dass Rücksicht kein Extra ist, sondern ein Ausdruck von Respekt.


„Heisst nicht, dass man perfekt sein muss. Keineswegs. Aus Fehlern lernt man. ABER für das muss die Bereitschaft zur Einsicht bestehen. […] Auch das Bewusstsein zu besitzen, dass man immer dazu lernen kann und nur weil etwas "schon immer so gemacht wurde", heisst es nicht, dass es Pro-Pferd ist.“ (Zitat aus der Community)


Pro Pferd zu sein bedeutet, täglich in den Spiegel zu schauen und mich zu fragen: War das fair? War das achtsam? Oder nur bequem für mich?


Es bedeutet auch: Fehler machen. Wenn ich im Stress bin, wenn Menschen zuschauen, die meine Denkweise nicht teilen, wenn der Druck steigt. Und dann, beim zehnten Mal Hufeauskratzen, reißt mein Pferd wieder das Bein weg. Ich spüre den Impuls. Und manchmal – ja – verliere ich die Kontrolle. Die Hand rutscht aus. Und in dem Moment weiß ich: Das war nicht richtig. Das war nicht fair.


Aber es ist auch Teil davon, pro Pferd zu sein: Fehler nicht leugnen. Sondern anerkennen. Und daraus lernen. Es beim nächsten Mal besser machen wollen. Nicht perfekt – aber bewusster.


„Plötzlich denkt man nicht mehr, ‚ach, der verarscht mich nur‘. Stattdessen kommt die Frage, ‚Was bereitet ihm Schwierigkeiten und wie kann ich unterstützen?‘“ (Zitat aus der Community)


Pro Pferd zu sein bedeutet auch, nicht zu reiten, weil da kein tragfähiges, gesundes Pferd steht. Sondern eines, das mich braucht – nicht auf seinem Rücken, sondern an seiner Seite.


Es bedeutet, die eigenen Grenzen zu spüren und trotzdem offen zu bleiben. Und dann wieder loszulassen, was ich wollte. Es ist Arbeit. An mir selbst. An meinem Alltag. An meiner Impulskontrolle.


Es heißt, nicht das Pferd verantwortlich zu machen, wenn etwas nicht klappt. Sondern mich. Meine Erwartung. Meinen Zeitplan. Es heißt, zu hinterfragen – immer und immer wieder. Nicht nur mich, sondern auch das, was ich gelernt habe. Was andere sagen. Was „normal“ ist.


Ich lerne, zuzuhören. Nicht auf das, was laut ist – sondern auf die leisen Zeichen. Ein Ohr. Ein Blinzeln. Ein Zögern. Das ist die Sprache, in der Vertrauen entsteht.


Ich merke auch, wie sehr es mich als Mensch verändert hat. Wie viel achtsamer ich geworden bin – nicht nur mit ihm, sondern auch mit mir.


Wie schwer es ist, Geduld zu haben, wenn andere grob sind und ihre Pferde scheinbar „funktionieren“. Wie sehr mich das frustriert. Wie schnell ich an mir selbst zweifle, wenn andere mit mehr Druck mehr „Erfolg“ haben. Und sich dann doch wieder bewusst zu machen: Ich will kein funktionierendes Pferd. Und es geht nicht nur um Gehorsam. Nicht um Leistung. Sondern um Beziehung. Um gegenseitige Wahrnehmung. Ich will ein Pferd, das sich sicher fühlt. Auch wenn das heißt, langsamer zu sein. Auch wenn ich mich damit manchmal allein fühle.


„Ich will kein funktionierendes Pferd. Ich will ein Pferd, das glücklich ist“ (Zitat aus der Community)


„Pro Pferd bedeutet für mich: Auch mal stehenbleiben dürfen“ (Zitat aus der Community)


Es heißt, Lösungen zu suchen, auch wenn der hundertste Versuch scheitert. Es heißt, gewaltfrei bleiben zu wollen, auch wenn der Frust groß ist.


„Es gibt keinen Trainingsplan, den man einfach abarbeiten kann. Es gibt nur Beziehung. Und die beginnt bei Vertrauen.“ (Zitat aus der Community)


Ich weiß inzwischen, dass es das perfekte Pferd nicht gibt. Dass es nicht die eine Checkliste gibt, die man einfach abarbeitet und am Ende steht da dieses eine Pferd: gesund, belastbar, motiviert, leistungsfähig, stabil. So funktioniert das nicht. Nicht bei Lebewesen. Nicht bei Individuen.


Gesundheit ist kein Ziel, das man einmal erreicht und dann bleibt es so. Es ist kein Endpunkt, an dem man ankommt und dann „fertig“ ist. Gesundheit ist ein Spektrum. Ein Fluss. Ein Zustand, der sich verändert – manchmal von Woche zu Woche, manchmal von Tag zu Tag..


Ein Pferd, das heute bereit wirkt, kann morgen schon völlig überfordert sein. Weil der Paddock matschig war. Weil es schlecht geschlafen hat. Weil ein neues Pferd eingezogen ist. Oder einfach, weil es auch nur ein fühlendes Wesen ist und keine Maschine.


Und wir Menschen? Wir klammern uns oft an dieses Ideal: „Wenn ich erst alles richtig mache, dann…“ Dann ist es gesund. Dann läuft es. Dann klappt’s.


Aber die Wahrheit ist: Es wird nie perfekt sein.


Pro Pferd bedeutet für mich auch: genau das anzunehmen. Mich nicht verrückt zu machen, wenn der Trainingsplan nicht aufgeht.


Wenn sich Symptome zeigen, obwohl ich so sorgfältig war. Wenn ich an den Punkt komme, an dem ich alles überprüfe und trotzdem keine einfache Antwort finde.


Es bedeutet: Dranzubleiben. Trotz Frust. Trotz Zweifel. Trotz Rückschlägen. Zu akzeptieren, dass mein Pferd nicht jeden Tag gleich „funktioniert“. Dass mein Ziel nicht sein kann, ein durchoptimiertes Tier zu haben, sondern eines, das sich gesehen fühlt und geliebt wird mit all seinen Schwankungen.


Deshalb bedeutet pro Pferd für mich auch: Immer wieder neu hinspüren. Mich einfühlen. Den Plan über Bord werfen. Und scheitern. Immer wieder. Und doch wieder aufstehen. Nicht daran zerbrechen. Sondern wachsen.


„Pro Pferd bedeutet nicht, nie zu scheitern, sondern ehrlich zu sein, wenn man es tut. Und bereit zu sein, es besser zu machen“ (Zitat aus der Community)


Es heißt, mich selbst neu zu organisieren. Weil Konzentration nicht planbar ist, weder bei Mensch noch Pferd. Und weil Rücksicht kein Luxus ist, sondern Verantwortung.


„Wenn man das hat oder wenigstens darauf hinarbeitet nimmt man einander ganz anders wahr. Mensch und Pferd. Und plötzlich heißt es nicht mehr: 'Der will nur nicht.' Sondern: 'Was braucht er – und wie kann ich da sein?'“ (Zitat aus der Community)


Ich mache Fehler. Ich lerne. Ich zweifle. Ich nehme mir Zeit. Ich höre zu. Ich wachse. Und ich werde niemals fertig sein und das ist okay.


Denn pro Pferd zu sein heißt auch: Dem Pferd jeden Tag neu zuhören. Und mir selbst.


✨ Jetzt du: Was bedeutet pro Pferd für dich?

Womit kämpfst du gerade?

👉🏻Und ganz wichtig: Und was war das schönste Kompliment, das dir jemand je zu deinem Umgang oder deiner Arbeit mit deinem Pferd gemacht hat?

Ich freue mich, wenn du es in den Kommentaren teilst.


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